Unsere Vergangenheit


"Als Hitler das rosa Kaninchen stahl"- So heißt der Roman, mit dem sich die Schüler_innen des sechsten Jahrgangs diese Woche beschäftigen. So sollen schon die Sechstklässler sich mit der Geschichte in den Jahren 1933-1945 auseinandersetzen.


Schule in der Schweiz wie vor 80 Jahren

Dienstag, 05. Dezember


Die Mädchen und Jungen sitzen links und rechts getrennt, mit geradem Rücken und die Mädchen tragen Rock und Bluse, haben geflochtene Haare mit Schleifen. Man fühlt sich als wäre man in der Zeit zurückgegangen.

Der Unterricht beginnt mit einer Fingernagelkontrolle, die von Frau Plag durchgeführt wird. Die Schüler mit dreckigen Fingern werden aufgefordert diese im Waschbecken zu waschen. Der Weg für die Jungen, die auf der anderen Seite des Klassenzimmers sitzen, führt vorne an der Tafel vorbei, weil die Jungen einen Mindestabstand zu den Mädchen halten müssen. Aniko vergisst aber diese Vorschrift und spaziert quer durch die Mädchenreihen. Das Erste, was er zu hören bekommt, ist Frau Plags Stimme mit den berühmten Worten: "Ab in die Ecke!" Aniko darf nach fünf Minuten zurück auf den Platz, nachdem er sich laut vor der Klasse entschuldigt hat.

 

Das Ganze basiert auf dem Buch "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" von Judith Kerr, welches zur Zeit in der Klasse gelesen und bearbeitet wird. Das Buch handelt von einem Mädchen zu Zeiten des NS-Regimes, welches mit der Familie in die Schweiz ins Exil geht und dort ein neues, ungewohntes Leben anfängt.


Donnerstag 7. Dezember

 

Heute bekommen die Schüler_innen der 6. Klasse Besuch von Frau Köhler, einer Zeitzeugin aus der NS-Zeit. Frau Köhler erzählt von ihrer Kind- und Schulzeit, was sie dabei gesehen, gelernt und mitbekommen hat.

Sie erzählt zum Beispiel von den Schulen. Davon, dass die Schüler_innen verpflichtet waren, jeden Morgen den Hitlergruß zu machen und davon, dass, wenn ein Kind sich dagegen wehrte, die gesamte Familie Probleme mit den Nationalsozialisten bekam.

Weiter wurden Gebete zu Ehren Hitlers im Religionsunterricht gesprochen. Dabei erzählt sie auch davon, wie ihre Mitschüler_innen immer weniger wurden, da die Familie entweder in Konzentrationslager abgeschoben wurde, weil sie politische Gegner der Regierung waren, oder Juden, oder weil die Kinder mancher Familien von der Landverschickung betroffen waren. Das heißt, die Kinder aus den Städten wurden aufs Land geschickt, um sie vor den Bombenangriffen zu schützen. 

Bei den Bombenangriffen während der Schulzeit, erzählt Frau Köhler weiter, wurde in Vor- und Hauptalarme unterteilt. Bei einem Voralarm wurde vor einem Bombenangriff gewarnt, während bei einem Hauptalarm der Bombenangriff unmittelbar bevorstand und die Kinder in einem der Schule nahegelegenen Bunker untergebracht wurden. Auf den Bildern sieht man aufbewahrte Bombensplitter, die Frau Köhler behalten hat.

Ihre Familie betreffend erzählt die Zeitzeugin, wie ihr Vater selbst als Soldat am Krieg beteiligt war und wie sie immer sehnsüchtig auf seine Briefe von der Front gewartet hat. Sie schildert die Problematik, dass ihr Vater nie preisgeben durfte, wo er zur Zeit stationiert war und wie er dann durch Beschreibung berühmter Gebäude oder der Landschaft auf seinen Standort aufmerksam machte. Sie beschreibt auch, wie sie immer erwartungsvoll am Bahnsteig gewartet hat, wenn ein Zug von der Front zurückkam. Ihr Vater aber fiel im Krieg und kam nie nach Hause. Von ihrem Bruder erzählt sie, dass er mit 15 Jahren zum "Volkssturm" aufgerufen wurde und er nach nur eintägiger Ausbildung zur Bedienung von Waffen und Granaten zur Front marschierte.

Die Schüler_innen der 6. Klasse sitzen erstaunt und schockiert zugleich auf ihren Plätzen und hören gespannt zu.


Uuuuund Action!

 

Zum Ende der Woche stellen die Schüler_innen der 6. Klasse verschiedene Szenen aus dem gelesenen Buch "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" vor. Dabei haben sie alles: von passenden Kostümen zu einer großen Bühne mit hochwertiger Bühnenbeleuchtung. Und auch die schauspielerischen Leistungen können sich sehen lassen.